Unsere neue Serie „Was macht eigentlich…“ eröffnet mit Carsten Plate ein Spieler, der in seiner Zeit in Weiden zwischen 1999 und 2003 ein absoluter Publikumsliebling war. Plate agierte stets mit vollem Einsatz und Ehrgeiz auf und neben dem Eis. Der heute 48 – jährige stand für konstante Leistungen, egal ob in der katastrophalen Abstiegssaison aus der Oberliga 1999 oder dem größten sportlichen Erfolg der Vereinsgeschichte, dem Aufstieg in die 2. Bundesliga 2003. In einem kurzweiligen Interview erzählt uns der ehemalige Kapitän spannende Anekdoten und auch, wie sein Leben nach der aktiven Eishockeykarriere aussieht:
Grundsätzlich habe ich die vier Jahre in Weiden in sehr guter Erinnerung, insgesamt als den besten Abschnitt in meiner Zeit als Eishockeyspieler. Da kommen schon einige besondere Erinnerungen zusammen. An erster Stelle ist auf jeden Fall die Oberliga-Meisterschaft zu nennen. Die Spiele gegen Dresden, zunächst das Heimspiel mit einer unglaublichen Atmosphäre, dann das 2. Spiel in Dresden gekrönt mit dem Overtime-Tor von Milan Blaha, waren die emotionalsten Momente, die ich im Eishockey erleben durfte. Aber auch das Jahr davor, als wir im Viertelfinale gegen Memmingen 0-2 hinten lagen und stark kritisiert wurden, aber die Serie dann gedreht haben, ist so ein Ereignis, an das ich mich gerne erinnere.
Wer war damals Dein Lieblingsmitspieler? Warum gerade dieser?
Das ist eine sehr schwierige Frage, weil wir insgesamt jede Saison, von der ersten einmal (teilweise) abgesehen, immer sehr geschlossene Teams hatten, die sich menschlich gut verstanden haben und es mir schwerfällt, da jemanden besonders hervorzuheben.
Ich versuche es einmal mit einer zweigeteilten Antwort: Sportlich waren meine Lieblingsmitspieler Conny Strömberg und Jan Penk. Conny, weil er der vermutlich der talentierteste Spieler war, mit dem ich zusammenspielen durfte und Penki, weil er ein absolutes Vorbild an Leidenschaft und Kampfgeist war.
Menschlich war mein Lieblingsmitspieler Christian Kinateder. Kini und Ich haben auch abseits des Eises viel Zeit miteinander verbracht und haben uns sehr gut verstanden. Auch fußballerisch hat das gut harmoniert, Kini als Löwe und ich als Dortmunder. Aber auch mit Christian Meiler habe ich mich gut verstanden, vielleicht, weil der auch ein Löwe ist.
Hast Du zu Deinen ehemaligen Mitspielern oder Personen aus Weiden noch Kontakt?
Den engsten Kontakt habe ich zu Kini, wir telefonieren regelmäßig und haben uns in den letzten Jahren auch häufiger gesehen. Dann noch sporadisch zu ein paar anderen per WhatsApp, insgesamt aber leider viel zu wenig. Leider wohne ich nicht um die Ecke. Ich habe mich riesig über die Einladung zu Zocko’s Abschiedsspiel gefreut, um da viele Jungs von damals wiederzusehen. Eventuell kann man ja in 2 Jahren ein Remember-2003-Spiel mit der Meistermannschaft von damals organisieren, darüber hatte ich auch vage mal mit Zocko und Peter Gruhle gesprochen, vielleicht wird das ja was.
Was mochtest Du gar nicht in Weiden?
Ich hatte eine tolle Zeit in Weiden, und kann nicht wirklich etwas nennen, was wir nicht gefallen hat. Sportlich waren das nur zwei Dinge, der Abstieg in der ersten Saison und das ich nicht die Gelegenheit hatte, in eine 5. Saison zu gehen und mit den Jungs in der 2. Liga zu spielen. Das ist etwas, was ich sehr bedaure. Mit einem Augenzwinkern kann ich noch hinzufügen, dass es eindeutig zu viele Bayern-Fans in Weiden gab und das der Oberpfälzer Dialekt für mich als Westfalen sehr gewöhnungsbedürftig war.
Was ist die lustigste Anekdote aus Deiner Zeit in Weiden?
Anekdoten gibt es schon einige, aber ich will da nicht zu viel ausplaudern, denn: Was in der Kabine passiert, bleibt in der Kabine. Vielleicht zwei unverfängliche Geschichten, über die ich auch heute noch lachen kann.
Wir kamen in meiner 3. Saison im Winter von einer Auswärtsfahrt zurück. Da Peter Gruhle und ich in dem Jahr Nachbarn waren, sind wir zusammen mit seinem Auto (ich glaube es war ein gelber Fiat) gefahren. Als wir schon in unserer stark verschneiten Straße und fast am Ziel waren, rumste es auf einmal und im ersten Moment dachte ich, wir wären über einen Eisklumpen gefahren. Dann wurden wir aber vom linken Vorderrad überholt, das die Straße entlangrollte. Wir standen dann um 2 Uhr morgens in der Kälte und haben zusammen auf den ADAC gewartet.
Eine andere Geschichte ist aus der Abstiegssaison. Kaufbeuren kam damals an einem Sonntag mit dem Sonderzug nach Weiden und das Spiel wurde auf 15 Uhr vorverlegt. Einer unserer Tschechen pendelte jeden Tag aus Pilsen. Wir sitzen zusammen in der Kabine und der besagte Spieler fehlt auch nach dem Warm-Up noch. Endlich kann er telefonisch erreicht werden, und erzählt völlig entspannt, dass er gerade an der Grenze ist und einen Kaffee trinkt, weil er ja gut in der Zeit für das Spiel ist. Er hatte scheinbar von der Verlegung nichts mitbekommen. Heute kann ich darüber lachen, aber es passte irgendwie zu dieser sehr frustrierenden Saison.
Du hast Deine Karriere vor zehn Jahren beendet. Wie geht es Dir heute? Was machst du heute?
Mir geht es sehr gut. Ich lebe mit meiner Partnerin und unseren Söhnen Aris (6) und Alexis (3) in meiner Heimatstadt Altena (vom Hochwasser sind wir glücklicherweise verschont geblieben). Beruflich habe ich 2015 bei der Bundesagentur für Arbeit angefangen, wo ich seit letztem Jahr als Teamleiter Arbeitsvermittlung und Arbeitgeberservice arbeite.
Vielen Dank für das Interview!
Fotos: Tobias Büttner / Carsten Plate