Einen klaren 3:0-Heimerfolg feierten die Blue Devils Weiden am Freitagabend im ersten Playoff-Spiel gegen die TecArt Black Dragons Erfurt. Zwei Tore von Chad Bassen sorgten nach dem Führungstreffer von Edgars Homjakovs für den Weidener Erfolg. Im Folgenden gibt es einen Rückblick auf das Spiel und was Verteidiger Rob Brown im Interview zu sagen hatte. Sportlich geht es mit Spiel zwei der „best-of-5“-Serie am Sonntagnachmittag ab 16 Uhr in Erfurt weiter.
Die Blue Devils hatten sich in den 14 Tagen seit dem letzten Hauptrundenspiel intensiv auf die erste Playoff-Runde vorbereitet. „Wir konnten die erste Woche nochmal nutzen, um im konditionellen Bereich etwas zu arbeiten. In der zweiten Woche war es dann der taktische Bereich und die Mannschaft hat schon sehr fokussiert trainiert, hat Gas gegeben und ist bereit“, gab der Sportliche Leiter der Blue Devils, Jürgen Rumrich, einen Einblick in die Vorbereitung der Blue Devils auf die Playoffs.
Schon vor Spielbeginn war die Hans-Schröpf-Arena am Freitagabend gut gefüllt und die Fans der Blue Devils feuerten ihre Mannschaft schon beim Warm-Up ordentlich an. Das blieb auch dem Sportlichen Leiter der Blue Devils nicht verborgen: „Tolle Stimmung jetzt schon beim Warmmachen. Jeder ist einfach heiß drauf!“
Vor Spielbeginn nahmen Chad Bassen für die Blue Devils den Pokal für die Meisterschaft in der Oberliga Süd in Empfang. Mit Bully war die Mannschaft von Trainer Sebastian Buchwieser dann sofort da. Nach der ersten Aktion gab es gleich ein kleines Handgemenge und Strafzeiten auf beiden Seiten. Noch keine drei Minuten waren gespielt als Edgars Homjakovs über die rechte Außenbahn ins Erfurter Drittel fuhr, eine Körpertäuschung folgen ließ und im Anschluss den Puck durch die Schoner von Erfurts Goalie Konstantin Kessler zur 1:0-Führung im Tor versenkte. Nach der frühen Weidener Führung waren auch die Gäste aus Thüringen, angeführt von Kyle Beach, in der Offensive sichtbar, blieben aber ohne klare Torchance. Als wenig später Martin Heinisch eine Strafzeit aufgebrummt bekam, setzte Chad Bassen die Erfurter an der blauen Linie unter Druck, eroberte den Puck, lief alleine auf Konstantin Kessler zu und schob den Puck durch die Schoner von Kessler zum 2:0 ins Tor. Zum Ende des ersten Spielabschnitts bot sich den Blue Devils noch die Chance in doppelter Überzahl, aber die Überzahlformationen agierten zu behäbig und die Chance war dahin.
Im Mittelabschnitt nahmen sich die Blue Devils eine Auszeit und überließen den Erfurtern mehr vom Spiel. Andre Gerartz scheiterte aus kurzer Distanz an Jaroslav Hübl. Weidens Schlussmann stand in diesem Spielabschnitt deutlich häufiger im Fokus. Sowohl gegen Arnoldas Bosas vier Minuten vor Drittelende reagierte Hübl gut und bedrängte den litauischen Nationalspieler bei dessen Schuss als auch Sekunden vor der Sirene als Hübl einen Alleingang von Kyle Beach abwehren konnte. Die beste Chance für die Blue Devils, eventuell schon die Vorentscheidung herbeizuführen, vergab Philipp Siller, der alleine vor Kessler auftauchte, aber den Puck nicht am Erfurter Schlussmann vorbeibrachte.
Im Schlussabschnitt knüpften die Blue Devils dann an das Tempo aus dem ersten Drittel an, standen defensiv absolut sicher, blieben jedoch in der Offensive zu ungenau. Chad Bassen scheiterte, nachdem er von hinter dem Erfurter Tor vor selbiges zog, an Kessler und den Erfurter Verteidigern. In der Schlussphase setzten die Erfurter, denen man im gesamten Spiel nicht anmerkte, dass sie zuletzt drei Partien innerhalb von vier Tagen absolviert hatten, alles auf eine Karte und nahmen Torhüter Konstantin Kessler für einen zusätzlichen Feldspieler vom Eis. Das Risiko von Trainer Raphael Joly wurde nicht belohnt. Die Weidener eroberten den Puck und auf Vorarbeit von Joey Luknowsky erzielte Chad Bassen mit seinem zweiten Treffer an diesem Abend, den 3:0-Endstand.
Spielstatistik
Tore: 1:0 (02:58) Homjakovs (Müller, Ostwald), 2:0 (09:42, 4-5) Bassen, 3:0 (59:01) Bassen (Luknowsky, Thielsch) – Strafen: Weiden 10, Erfurt 8 – Zuschauer: 1.259
Interview mit Rob Brown
Im Rahmen der SpradeTV-Übertragung konnte Daniel Sommer mit dem aktuell verletzten Blue-Devils-Verteidiger Rob Brown sprechen:
Daniel Sommer: Jetzt steht ein Mann bei mir, der meiner Meinung nach zu den Top-10-Verteidigern der Oberliga gehört – Rob Brown.
Rob Brown: Danke!
Daniel Sommer: Rob, zunächst einmal: Wie geht es dir persönlich? Wie ist es für dich hier zu stehen? Würdest nicht lieber gerne auf dem Eis mithelfen wollen?
Rob Brown: Ja, natürlich ist es schwer nur zuzusehen, aber wenn man verletzt ist…
Daniel Sommer: …geht es nicht anders…
Rob Brown: …genau, geht es nicht anders.
Daniel Sommer: Rob, du hast ja eine beeindruckende Karriere erlebt. Diese Karriere war aber eigentlich schon beendet? Du warst in der DEL in Augsburg aktiv, in Schwenningen. Wurdest dann DEL2-Meister mit Bietigheim, soweit ich weiß, bist dann nach Peiting und dann hat man gedacht: „Gut, das wars.“ Zwei Jahre Pause. Was hat dich bewogen, zu sagen: „Ok ich packs nochmal in Weiden“?
Rob Brown: Ich habe eine Umschulung gemacht in Peiting und habe mit dem Eishockey aufgehört und nach der Umschulung sechs Monate „normal“ gearbeitet. Dann hat mich Ken Latta angerufen und gefragt, ob ich ein paar gute Verteidiger kennen würde. Und da habe ich zu ihm gesagt: „Vielleicht spiele ich ja wieder.“ Und dann haben wir es probiert. Das wars…
Daniel Sommer: Du bist zurückgekommen und man hatte den Eindruck, du wärst nie weggewesen. Wie macht man das? Du warst ja eigentlich „fertig mit Eishockey“, hast deine Umschulung gemacht. Hast du dich fit gehalten, Radfahren vielleicht?
Rob Brown: Nach der Umschulung habe ich eigentlich keinen Sport mehr gemacht. Hab auch ein bisschen zugenommen. Aber dann war im beim Arzt und musste auf die Waage und „Oh, vielleicht sollte ich wieder Sport machen“. Und dann habe ich mir ein kleines Gym in meinem Carport gebaut und habe dort mit den beiden Latta-Brüdern trainiert. Und das [die Fitness] kommt dann wieder, ich habe ja mein Leben lang Eishockey gespielt und trainiert.
Daniel Sommer: Als wäre es nie weggewesen!
Rob Brown: Ja, am Anfang war es schon schwer. Die ersten acht, zehn Wochen habe ich richtig Schmerzen gehabt. Du verlierst einfach die gesamte Flexibilität in den Hüften. im Rücken. Aber danach war es wieder gut, habe mich gut gefühlt.
Daniel Sommer: Ich kann dir sagen, wir Weidener Fans sind froh, dass du hier aufgeschlagen bist. Du bist ja der Dreh- und Angelpunkt im Powerplay. Ist das eine deiner Stärken im Powerplay den Schuss von der blauen Linie zu nehmen?
Rob Brown: Ja, war eine Weile her seit ich das letzte Mal Überzahl gespielt habe, in Augsburg wahrscheinlich. Aber die Scheibe verteilen, den Schuss nehmen von der Blauen, wenn die Chance da ist, das ist meine Aufgabe.
Daniel Sommer: Jetzt sind Playoffs. Die Blue Devils sind Oberliga Meister geworden. Glückwunsch übrigens dazu noch. Wie ist das als Spieler in den Playoffs, ist man da nochmal extra motiviert, gibt man da 120 Prozent?
Rob Brown: Playoffs ist einfach ganz anders. Hauptrunde ist Hauptrunde. Alle starten bei Null in den Playoffs. Aber es ist bestimmt kein Geheimnis, wenn ich sage, dass man einfach ruhig bleiben und einfach ein wenig mehr Gas geben muss als in der Hauptrunde, konzentriert bleiben und auf sich selbst vertrauen.
Daniel Sommer: Gibt es ein Ritual, das du hast in den Playoffs? Wächst der Bart?
Rob Brown: Normalerweise lassen alle den Bart wachsen, aber ich habe eigentlich nichts Spezielles für mich.
Daniel Sommer: Du bist ein „alter Hase“ und hast sicherlich einiges erlebt in deiner Laufbahn. Wie war das eigentlich für dich als jüngerer Spieler, den Schritt von Nordamerika nach Deutschland zu machen? Hattest du einen „culture shock“?
Rob Brown: Ich habe in der NCAA, Uni-Eishockey mit einem Stipendium, gespielt. Und nach meinem letzten Jahr dort habe ich zusammen mit meinem Kumpel Kyle Doyle entschieden, dass wir es irgendwo in Europa probieren wollen. Und dann bin ich zusammen mit Kyle in Peiting gelandet, das war schon ein Kulturschock. Es war anders, aber es war schön.
Daniel Sommer: Und wie ist das jetzt für dich, bist du in Deutschland heimisch geworden? Ist Deutschland Heimat für dich oder ist Kanada noch das Land, an dem dein Herz hängt?
Rob Brown: Eigentlich ist es jetzt Deutschland. Ja, klar, ich habe Familie in Kanada, aber ich bin seit 2004 in Deutschland, wohne in Schongau in Oberbayern, habe eine deutsche Frau und zwei Kinder. Und als ich meine deutsche Staatsbürgerschaft bekommen habe, haben wir entschieden, dass wir hierbleiben.
Daniel Sommer: Kleiner Schwenk zum Spiel heute: Wie siehst du die Partie? Ein Spiel auf Augenhöhe?
Rob Brown: Ich glaube, wir hatten [in den ersten beiden Dritteln] mehr Torchancen. Erfurt hatte aber auch ein paar Chancen. Es steht 2:0 und ist ein enges Spiel. Wir müssen unsere Torchancen besser nutzen und defensiv gutstehen. Wir können im dritten Drittel nicht so weiterspielen wie im zweiten Drittel.
Daniel Sommer: Die Turnover im eigenen Drittel muss man vermeiden. Ist die Devise für das Schlussdrittel jetzt: „Konzentriert euch in der Defensive und vorne ein, zwei Chancen nutzen“?
Rob Brown: Ja, der dritte Stürmer muss hoch bleiben, dass wir kein 3-gegen-2 oder 2-gegen-1 bekommen und einfach die Torchancen nutzen zum 3:0 oder vielleicht 4:0, dann gewinnen wir dieses Spiel.
Daniel Sommer: Abschließende Frage: Ist es für einen Verteidiger immer ein gutes Gefühl, einen Torhüter hinter sich zu haben, wie Jaroslav Hübl, der hält ja diese Saison sensationell?
Rob Brown: Er ist einfach ein Top-Torwart. Er gibt uns einfach die Sicherheit, dass er hinter uns steht und wichtiges Saves macht. Er hat viel Erfahrung und wir sind als Mannschaft froh, dass wir in haben.
Daniel Sommer: Rob, ich wünsche dir persönlich alles Gute. Schnelle Genesung und dass wir dich hoffentlich bald wieder unten in der Hans-Schröpf-Arena auf dem Eis sehen.