Interview/Text: Christian Kaminsky
Foto: JMD Photography
Jürgen, vor der Saison hast du in einem Interview gesagt “wir werden sicher keine Überflieger sein”. Wie fällt dein Fazit zum bisherigen Saisonverlauf aus?
Wie erwartet, ist die DEL2 eine äußerst anspruchsvolle und ausgeglichene Liga. Jedes Spiel erfordert vollen Einsatz, und wir müssen dabei stets an unsere Leistungsgrenze gehen. In der Tabelle könnten wir besser dastehen, denn bis auf zwei, drei Ausnahmen haben wir wirklich gutes bis sehr gutes Eishockey gespielt und hätten es oft verdient gehabt, mehr Punkte mitzunehmen. Leider ist uns das bisher nicht immer gelungen.
Was läuft deiner Meinung nach gut und haben wir noch Baustellen?
Positiv ist, dass wir uns in fast jedem Spiel mehr Chancen erarbeiten als der Gegner. Die Mannschaft bleibt trotz der aktuellen Tabellensituation geschlossen, zeigt Charakter und gibt alles, um zu gewinnen. Das verschafft uns in jedem Spiel eine realistische Chance, die Partie für uns zu entscheiden.
Unsere Baustellen liegen vor allem bei den Special Teams – Powerplay und Unterzahl. Hier müssen wir effektiver werden. Wenn wir ein oder zwei Tore mehr in Überzahl erzielen, steigt die Wahrscheinlichkeit, das Spiel zu gewinnen, deutlich. Auch haben wir in einigen Spielen zu viele Gegentore kassiert, aber defensiv sind wir auf einem guten Weg und haben uns in den letzten Partien deutlich gesteigert. Ich bin zuversichtlich, dass sich diese positive Entwicklung bald in besseren Ergebnissen widerspiegeln wird.
Wie ist die Kommunikation mit dem Trainerteam?
Wir sprechen täglich miteinander darüber, was wir verbessern oder verändern können. Es ist ein kontinuierlicher Prozess. Man kann nicht nach jedem Spiel alles auf den Kopf stellen – man muss den Dingen eine gewisse Zeit zur Entwicklung geben.
Die Fans und das Umfeld haben hohe Erwartungen. Wie gehen Sie mit dem Druck von außen um und wie vermitteln Sie diesen Druck an das Team?
Persönlich bin ich den Druck gewohnt, da ich mein ganzes Leben lang als Spieler, Trainer und Manager mit ihm umgegangen bin. Es ist wichtig, die Dinge realistisch einzuordnen und nicht alles negativ zu sehen. Manchmal gibt es Gründe, warum zum Beispiel das Überzahlspiel momentan nicht optimal läuft – wie der längere Ausfall von David Elsner, der in den Special Teams einen Unterschied machen kann.
Jeder Spieler weiß, dass der Druck da ist und dass wir punkten müssen. Dieser Druck war in der vergangenen Saison während der Hauptrunde nicht so stark, hat sich aber in Richtung Playoffs spürbar gesteigert – und da haben wir ihm standgehalten. Wir haben von Anfang an gesagt, dass die DEL2 eine Herausforderung wird. Die Liga ist eng und sehr ausgeglichen, und dieses Jahr ist das Niveau vielleicht sogar noch höher. Es kommt auf Kleinigkeiten an, und die Mannschaft gibt alles und bleibt dran. Jeder ist enttäuscht nach einer Niederlage, aber wir bleiben dran und kämpfen weiter.
Fans fordern in den sozialen Medien einen vierten Ausländer. Kannst du das nachvollziehen und was kannst du da den Fans mitgeben?
Ja, natürlich kann ich das nachvollziehen. Es wäre natürlich wünschenswert, wenn wir einfach so einen neuen Spieler verpflichten könnten. Aber da spielen mehrere Faktoren eine Rolle: Es muss sportlich passen und auch wirtschaftlich darstellbar sein. Wenn das nicht möglich ist, dann ist es eben nicht möglich. Mit der Verpflichtung von Marat Khaidarov haben wir versucht, mehr Tiefe in den Kader zu bringen, und das ist uns gelungen. Ich halte weiterhin Augen und Ohren offen, und falls sich die richtige Gelegenheit bietet, werden wir vielleicht reagieren.
Du bist auch für den Nachwuchs zuständig. Wie ist da dein Eindruck?
Aktuell sind wir im unteren Bereich, von der Laufschule bis zur U11, auf einem sehr guten Weg. Ab der U13 bis hin zur U20 merkt man allerdings die Auswirkungen der Corona-Zeit – es haben sich einige Lücken aufgetan, da ein Jahr lang kein Training möglich war.
Grundsätzlich sind wir aber auf einem guten Weg, um in ein paar Jahren auch Weidener Jungs in den Profibereich einbauen zu können. Nachwuchsarbeit braucht Geduld und einen langen Atem – das ist nichts, was in zwei Jahren vollständig aufgebaut ist. Außerdem ist Nachwuchsförderung kostspielig: lange Fahrten, qualifizierte Trainer – all das kostet Geld und muss erst einmal finanziert werden.
Welche Botschaft hast du an die Fans und Unterstützer?
Die Mannschaft gibt in jedem Spiel alles, um Punkte einzufahren, und wir sind sehr dankbar für die großartige Unterstützung. Die Stimmung in der Arena ist fantastisch, und ich wünsche mir, dass das so bleibt – unabhängig von den Ergebnissen. Es wäre großartig, wenn wir bis zum Schluss so toll unterstützt werden. Die Mannschaft und ich werden alles dafür tun, um erfolgreich zu sein.
Zum Abschluss: Bist du beim Deutschland-Cup oder machst du mal Urlaub?
Im Stadion werde ich nur am Donnerstag sein. Ob ich danach wegfahre, ist noch offen (schmunzelt).